Eigentlich wollte ich nur noch meine Ruhe haben. Wegschauen, weil es mich zu sehr aufregt, auch wegen meines Alters. Die Luft anhalten, ist aber auch nicht gut für meine Herzrhythmusstörungen.
Obwohl ich versuche, mir möglichst keine Nachrichten anzusehen, kommen Sie uneingeladen zu mir nach Hause. Aufdringlich wie eine liebestolle Stalkerin. Natürlich respektieren sie nicht meine Intimsphäre.
Als Vegetarier gehe ich in keinen Schlachthof, die meines Erachtens alle geschlossen werden müssten. Trotzdem kommen alle Blutlachen der Welt über den Bildschirm zu mir.
Um mir Luft zu machen, müsste ich eigentlich laut reden. Aber man verbietet mir den Mund. Auch wegen meines Alters. Ab einem bestimmten Alter befindet man sich nicht mehr auf dem Heiratsmarkt. Die Frauen schauen mir nicht mehr in die Augen. Sie richten Ihren Blick auf den Boden oder aufs Handy, um zu verhindern, von einem Alten in ein Gespräch verwickelt zu werden. Dass meine Seele immer noch so jung und lebenslustig ist, wie immer, interessiert niemanden.
Und die meisten Männer nehmen die Hahnenkampfstellung ein. Da gibt es kein Durchkommen. Alle fühlen sich als Supermänner. Da ist ein Gespräch mit einem Alten verlorene Zeit.
Deshalb bleibt mir nur noch das Schreiben, um Dampf abzulassen. Mein Kessel setzt schon Rost an und könnte leicht explodieren. Und das will keiner. Am wenigsten ich selbst.
Auch wenn meine Worte von niemandem gelesen werden. So kann ich es mir zumindest einbilden, dass sie wahrgenommen werden.
Ich Grüße alle herzlich, die es bis hierin ausgehalten haben.
Euer Ernesto Pitter Hein
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